Dienstag, 13. November 2012

Video!

Nachtrag:
Endlich ist es mir gelungen, ein kleines Video über die Reise zusammenzuschneiden.

Teil 1:


Und Teil 2:


Viel Spaß damit! :)

Sonntag, 13. Mai 2012

Weiter gehts...

Diese Reise ist beendet und somit auch dieser Blog. Wer mitgelesen hat, weiß ja bereits, dass schon die nächste Reise ansteht: Mit dem Motorrad durch Russland in die Mongolei.
Dazu gibts natürlich auch wieder einen Blog, der allerdings gerade erst entsteht: http://bikeeast.blogspot.de/
Der Start ist für den 15.5 geplant, also wird ab dann mehr zu lesen sein.

Danke fürs Mitlesen!

Sebastian

Songkran

In Bangkok herrscht der komplette Ausnahmezustand. Ich bin genau zu Songkran, dem thailändischen Neujahrsfest, in die Hauptstadt gekommen.
Ursprünglich hat man zu Songkran wohl die Älteren geehrt und sie zum Zeichen dieser Ehrerbietung mit (kühlendem) Wasser besprenkelt - heutzutage ist es aber einfach für Einheimische und Touristen gleichermaßen ein Grund, sich eine drei Tage andauernde landesweite Wasserschlacht zu liefern.
Wohlweislich habe ich bereits im Vorfeld alles in Plastiktüten und meine wasserdichten Kajak-Packsäcke gepackt, was sich als vernüftig erweist: Die meisten Einheimischen zeigen noch Mitleid mit einem schwerbepackten Traveller - die Touristen aber nicht. So kann es bei 10 Minuten Fußmarsch schon ein paar mal vorkommen, dass einenem ein Kübel eiskalten Wassers über den Kopf geschüttet wird...

Am Anfang mag es noch angenehm kühlend sein, doch spätestens nach Sonnenuntergang wird es in den durchnässten Klamotten doch etwas kalt. Trockene Sachen anziehen lohnt allerdings nicht, denn genau vor der Tür meines Hostels haben "Wegelagerer" ihre Wassereimer aufgestellt und duschen jeden vorbeikommenden Passanten, Roller-, Auto- und Busfahrer.
Ich mische mich gleich unters Volk in der nun den ganzen Tag für Autos gesperrten Khaosan Road, wo eine übertriebenste Wasser- und Kalkschlacht im Gange ist. An jeder Ecke kann man nämlich Beutel mit weißem Kalkpulver kaufen, das man mit Wasser vermischt wunderbar jedem ins Gesicht schmieren kann.


Ich gönne mir eine Wasserpistole und geselle mich zu den Wegelagerern vor meinem Hostel. Ab und zu kommen Leute vorbei, die von ihrem Motorradbeiwagen aus riesige Eisblöcke verkaufen, die wir in die Wassertonne packen. So wird das Wasser eiskalt...
Obwohls einen Heidenspass macht, bin ich am Ende doch froh, als die drei Tage Ausnahmezustand vorbei sind und ich am letzten Tag vor dem Abflug noch ein paar Einkäufe erledigen kann, ohne pitschnass zu werden.

Apropos Heimflug - "Die Unendliche Geschichte von Airberlin und dem Faltboot" möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:
Bei der Buchung des Hinflugs hatte mir der Kundenservice von Airberlin telefonisch bestätigt, dass ich das Faltboot auch auf dem Rückflug wieder kostenfrei mitnehmen könne. Über das Kontaktformular auf der Airberlin-Website hatte ich bereits in Chiang Mai beantragt, das Boot anzumelden. Als rund zwei Wochen später in Kambodscha immer noch keine Antwort kam, wollte ich das ganze telefonisch regeln.

Das Servicecenter kann mir natürlich nicht weiterhelfen, da das eine Angelegenheit des Kundenservice sei. Bei der Weiterleitung zum Kundenservice bricht die Verbindung plötzlich ab... Später am Tag ist auch bei mehreren Versuchen telefonisch kein Durchkommen mehr, da alle Leitungen belegt sind.

Auf eine neu verfasste E-Mail direkt an das Servicecenter erhalte ich immerhin zwei Tage später die Antwort, dass es auch nach Rücksprache mit dem Kundenservice nicht möglich sei, mein Faltboot zu transportieren. Gedanklich verabschiede ich mich schon von dem Boot und sehe es in einer Mülltonne in Bangkok liegen...
Nach einigem Suchen finde ich jedoch noch die E-Mail Adresse des Kundenservice und schreibe ihnen direkt, dass sie doch bitte zu ihrer Zusage vom Februar stehen sollen. Tatsächlich - wieder ein paar Tage später kommt die Antwort, dass sie mir das Faltboot "gerne" kostenfrei als Übergepäck angemeldet haben, die Bestätigung würde umgehend kommen.

Wieder einen Tag später ist die Bestätigung immer noch nicht da und der Abflug steht unmittelbar bevor.
Ich gehe also mitsamt Boot zum Check-In Schalter und lasse mich überraschen, ob das Ding jetzt mitfliegt oder nicht. Aber tatsächlich: Die Mitarbeiter gucken zwar erst etwas zweifelnd auf ihren Bildschirm, kleben dann aber ohne einen weiteren Kommentar den Zettel aufs Boot... Glück gehabt! :D

Einen Tag nach meiner Ankunft kommt dann auch die Bestätigung, dass mein Boot mitfliegen darf...




Samstag, 14. April 2012

Phnom Penh und Sianoukville


Auf der Busfahrt in die Hauptstadt treffe ich drei Frankfurter, mit denen ich mir dann auch ein Zimmer teile. Für den nächsten Tag handeln wir mit einem Tuk Tuk Fahrer einen guten Preis für die Rundfahrt zu den Haupt"attraktionen" der Gegend aus.
Kambodscha versucht, seine traurige Vergangenheit aufzuarbeiten: So ist aus dem berüchtigten Foltergefängnis S21 ein Museum geworden, dessen karge Räume, in denen teilweise noch die Blutflecken am Boden zu sehen
sind, die düstere Stimmung des Ortes bewahrt haben.
Die Grauen, die sich in diesem Land vor ein paar Jahren abgespielt haben, sind auch nach einem Besuch der Killing Fields kaum vorstellbar. Hier wurden auf dem Gelände eines alten chinesischen Friedhofs systematisch Männer, Frauen, Kinder und vor allem politische Gefangene des S21 hingerichtet - frei nach Pol Pots Wahlspruch: "Es ist besser, aus Versehen einen Unschuldigen zu töten als versehentlich einen Schuldigen am Leben zu lassen".
Zelle im S21

Um Munition zu sparen, wurden die Menschen mit allem hingerichtet, was gerade zur Verfügung stand. Schaufeln, Hacken, Seile... Kleinkinder wurden mit dem Kopf an einen Baum geschlagen. Hat man davor noch Parallelen zum Nazi-Regime ziehen mögen, spätestens bei dieser grausamen Ineffizienz verliert sich das.
Dennoch bietet der Ort auch Interessantes, wie die bunten Armbänder an der Abzäunung zu einem Massengrab, in dem hauptsächlich Kinder gefunden wurden, oder das Schild, das lakonisch darum bittet, doch nicht durch das Massengrab zu laufen.
Killing Fields

Da es mir danach mit deprimierenden Sehenswürdigkeiten reicht, beschliesse ich die letzten Tage in Kambodscha und meines Urlaubs allgemein am Strand von Sianoukville zu verbringen. Der Ort entpuppt sich jedoch mehr oder weniger als der Ballermann Kambodschas, und zum ersten Mal mache ich auch Bekanntschaft mit den Moto-Betrügereien.
Im Reiseführer hatte ich mir ein günstiges Guesthouse direkt am Strand ausgeguckt und meinem Rollerfahrer gesagt, dass er mich da hin bringen solle. Alles klar, kein Problem - doch dann fährt der Typ natürlich zu einem anderen Guesthouse, bei dem wohl gut Provision gezahlt wird. Als ich ihn bitte, doch zu meiner gewünschten Unterkunft zu fahren, meint er nur, dass es schon "seit Jahren" geschlossen wäre. Etwas genervt frage ich andere Leute - das Guesthouse existiert natürlich noch. Leider ist es voll, und bietet ausser ein paar Matten unter Moskitonetzen nichts, also auch keine Möglichkeit, halbwegs sicher Gepäck aufzubewahren.
Das nächste Guesthouse ist zwar auch recht billig, doch sehen die Betten im Schlafsaal so ranzig aus, dass ich beschliesse, weiter zu schauen. Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellt: Eine Travellerin berichtet mir, dass sie da übel von Bettwanzen zugerichtet wurde.

Am Ende lande ich also in der Monkey Republic, einem von Briten geführten Haus. Das zeigt sich sowohl an der Ordnung als auch am Preis: 3 Dollar für ein Schlafsaalzimmer kommen mir echt viel vor!
Auch das Essen ist teurer als anderswo, weshalb ich froh bin, als bei einem Supermarkt Hot Dogs für 75ct verkauft werden. Horrender Preis für Südostasien, aber in einer Touristengegend kann man das wohl verlangen. Die Bedienung greift in den Kühlschrank und fragt mich, ob ich Majo drauf wolle. Hm, wenn das Zeug im Kühlschrank stand, kann man doch...
Großer Fehler!

Als ich dann am Abend mit einem Norweger an einer Bar sitze, geht es plötzlich los - mit Müh und Not schaffe ich es bis zur Toilette. Auch den ganzen Tag traue ich mich nicht wirklich weit vom Guesthouse weg und verbringe dn Tag mit lesen und surfen. Gratis WLAN sei Dank!
Am Tag vor meiner Abreise ist zum Glück alles wieder im Lot. Abends treffe ich noch eine aus der Gruppe, mit der ich in Phnom Penh unterwegs war. Wir finden eine recht coole Bar und hocken da bis in die Morgenstunden.

Eigentlich hatte ich vor, im Nachtbus zurück nach Bangkok den Schlaf nachzuholen. Tatsächlich sieht der Bus richtig vielversprechend aus: Statt Sitzen sind auf zwei Ebenen Liegen montiert. Ich mache es mir gemütlich und bin gerade eingeschlafen, da werden wir geweckt. Umsteigen! Ich lande in einem randvollen normalen Bus und muss noch zweimal den Sitzplatz wechseln, bis alles in das wohl streng geheime hochkomplizierte System passt. Dieser Bus hält auch alle paar Minuten, die ganze Nacht steigen Leute ein und aus.

An der Grenze werden wir alle aus dem Bus gescheucht und stehen mitsamt Gepäck in der Pampa. Der Bus fährt weg Irgendwann kommt ein schick angezogener Kambodschaner und klebt einem nach Vorlage des Tickets ein Stück gelbes Klebeband auf das Shirt.
Ein Mitreisender hatte im Bus bei einer Kontrolle seine Fahrkahrte nicht wiederbekommen, ein paar andere hatten sie verloren. Der Typ gibt sich erst hart und meint, er würde kein Geld bekommen, wenn er die Fahrkarte nicht vorweisen könne. Schliesslich lässt er sich "erweichen" und kassiert von den übermüdeten Reisenden 300 Baht für die letzten Kilometer nach Bangkok.

Samstag, 7. April 2012

Cambodia - Siam Reap und Angkor Wat

Nach einer recht angenehmen Nacht im Schlafwagen von Chiang Mai nach Bangkok geht es gleich mit dem Bus weiter zur kambodschanischen Grenze. Mit ein paar Polinnen teile ich mir ein Tuk Tuk. Eine der beiden kennt das Procedre schon und winkt daher sofort ab, als unsere Fahrerin zielstrebig einen der Hinterhofs-Visaverkäufe ansteuert. Es scheint gängige Praxis zu sein, unwissenden Touristen ein paar Meter vor der Grenze ein überteuertes Visum zu verkaufen. Mit dem Hinweis, dass man schon ein Visum hätte, wird man aber anstandslos zur eigentlichen Grenze gefahren.

Aber selbst hier ist man nicht vor Abzocke sicher: Eigentlich sollte das Visum 20 $ - oder 1000 Baht - kosten. Der kluge Traveller zahlt natürlich in Dollar, weil das um einiges billiger kommt. Denkste! Zumindest der Grenzposten in Poipet verlangt nämlich 20 $ + 100 Baht... für was auch immer.

Direkt nach der Grenze gibt es einen kostenlosen Shuttlebus zu einer offensichtlich von staatlicher Seite unterstützten Busstation mitten im Nichts. Hier herrschen Festpreise, und für die 2 h Fahrt nach Siam Reap sind ganze 9 $ fällig. Wir überlegen uns erst, ein Taxi zu teilen, aber da die Angstellten uns versichern, dass der Bus "gleich" abfahren würde, holen wir uns doch ein Busticket.
Natürlich vergeht danach noch eine knappe Stunde bis zum "gleich"...

In Siam Reap angekommen, passiert doch noch etwas Erfreuliches: Im Preis fürs Busticket ist eine kostenlose Tuk Tuk Fahrt zum Wunsch-Guesthouse inbegriffen! Zusammen mit zwei Holländern und einem Aussie quetsche ich mich also auf ein Tuk Tuk und wir steuern die billigste Unterkunft in Siam Reap an. Dort ist leider kein 1 $ - Dorm mehr frei, also teilen wir uns für die erste Nacht ein Dreibettzimmer.

Am nächsten Tag geht es abends auf zum wohl bedeutendsten Bauwerk Kambodschas - Angkor Wat. Mit Angkor Wat bezeichnet man eigentlich nur den "Haupttempel", aber mittlerweile wird er als Synonym für die ganze Gegend verwendet, in der mehrere hundert Tempel stehen. Das Ganze ist angeblich das größte religiöse Bauwerk der Welt... als Atheist könnte man sich jetzt Gedanken über die sinnlose Verschwendung von Arbeitskraft und Material machen.
Heutzutage ist Angkor Wat jedoch die Gelddruckmaschine schlechthin für die Region, wenn nicht gar fürs ganze Land.
Das geht sogar so weit, dass es Touristen in Siam Reap verboten ist, Roller zu mieten - schliesslich müssen die Tuk Tuk Fahrer auch was verdienen! Vermutlich ist es aber gar nicht schlecht, denn wenn diese Massen an Touristen alle einzeln auf Rollern fahren würden, gäbe es wohl endlose Staus und Unfälle ;)

Wie viele andere auch wollen wir den "Free Sunset" mitnehmen - wer nach 5 p.m. kommt, erhält nämlich gleich das Ticket für den nächsten Tag. Bei läppischen 20 $ Eintrittspreis will man natürlich so viel wie möglich mitnehmen.

Angkor Wat - der Haupttempel


Der Tempel ist tatsächlich recht eindrucksvoll. Der Weg durchs Eingangstor führt über einen breiten Wassergraben, und die Ausmaße des Tempels sind einfach gigantisch. Leider trübt ein Baugerüst an den markanten drei Türmen das Erlebnis etwas - und verhindert gute Fotos. Wir wandern bis zum Einbruch der Dunkelheit durch die unzähligen Gänge des Gebäudes, jeder auf seinem eigenen Weg. Als es dunkel ist, gehe ich wieder Richtung Ausgang zu unserem Tuk Tuk Fahrer. Den Australier finde ich wieder, aber die beiden Holländer tauchen nicht auf. Zusammen warten wir... das Tempelgelände wird inzwischen geschlossen, drin dürfte eigentlich niemand mehr sein. Wo stecken die bloß? Nach einer halben Stunde wird es uns zu blöd und wir fahren alleine zurück.
Als ich nach dem Abendessen zurück ins Guesthouse komme, stehen die beiden auf einmal da: "Wir sind etwas länger geblieben, irgendwo in der hintersten Ecke des Tempels... war ganz toll, wir hatten das ganze Gelände für uns allein und hatten vollkommen die Zeit vergessen...". Okay. Danke auch.

Aussichtsballon
Am nächsten Morgen stehen wir bereits um 4:30 auf, um den Sonnenaufgang über dem Tempel zu sehen. Wer denkt, dass es nicht so viele Leute gibt, die so blöd sind - falsch. Das Gelände ist fast noch voller als am Abend zuvor, alle Leute sammeln sich in derselben Ecke, von der aus man das "perfekte" Foto mit der aufgehenden Sonne direkt über dem Tempel machen kann... Mir wird das Ganze etwas zu trubelig, schliesslich hatte ich die Wochen davor wunderbare Sonnenauf- und -untergänge an einsamen Stränden.

Sonnenaufgang
Unsere Runde führt weiter zum Ta Prohm, dem Tempel, an dem Lara Croft in "Tomb Raider" vorbeigelatscht ist. Ganz nett, ja - aber man merkt, dass ein Großteil der Vegetation, die bis vor ein paar Jahren den gesamten Tempel überwuchert hat, zurückgeschnitten worden ist.

Ta Prohm
Hinter dem Tempelberg Baphuon steckt eine witzige Geschichte: Der Berg wurde Mitte des 11. Jahrhunderts offensichtlich unter großem Zeitdruck erbaut, weshalb man sich nicht die Zeit für ein ordentliches Fundament nahm. Da dieser Tempel wie die meisten anderen über hunderte Jahre hinweg nicht verwendet wurde, stürzte ein Großteil davon ein. 
In den 60ern begann man, die Steine nach und nach wieder zusammenzupuzzeln - bis die Roten Khmer an die Macht kamen. Obwohl diese die meisten Tempel in Ruhe liessen, machten sie vor Baphuon nicht Halt. 1975 lag wieder ein Großteil der Steine quer im Urwald verstreut und die früheren Aufzeichnungen waren nicht mehr zu finden.
Mit Hilfe französischer Archäologen begann das Puzzlespiel von Neuem und wurde schliesslich 2011 abgeschlossen. Man kann an vielen Steinen immer noch die Markierungen erkennen, die beim Zusammensetzen helfen sollten.

Baphuon - wer entdeckt den liegenden Buddha?
 Der letzte Tempel unserer Runde  ist Bayon, der Tempel der tausend Gesichter. Egal wo man steht, man wird von mindestens einem in Stein gemeißeltem Gesicht beobachtet - etwas irre. Angeblich war das Gesicht des Königs Vorbild für die grinsenden Türme.

...und jetzt bitte recht freundlich!
Weil wir schon so früh gestartet sind, haben wir unsere geplante Runde bereits gegen Mittag geschafft. Ich hätte zwar gerne noch den ein oder anderen Tempel erkundet, aber die anderen wollen zurück und auch unser Tuk Tuk Fahrer fängt das Jammern an, dass er ja schon so viel Benzin verfahren hätte, und überhaupt... Also treten wir den Rückzug an.

Um doch noch ein  bisschen was vom 20 $ Ticket zu haben, radle ich zusammen mit dem Australier abends nochmal raus zu den Tempeln. Eigentlich wollten wir auf DEN Aussichtsberg schlechthin, um noch einmal den Sonnenuntergang über Ankor Wat zu sehen - die Idee hatten aber offensichtlich mehrere. Es ist so voll, dass bereits um 5 Uhr nachmittags der Zugang zum Aussichtsberg abgesperrt wird. Wir radeln etwas enttäuscht zurück und setzen uns an den See, der den Haupttempel umgibt.

 Am nächsten Tag erzählt der Holländer, dass er von einem Freund den Tip bekommen hätte, Baeng Malea, einen Tempel etwas ausserhalb der Stadt zu besuchen. Da ich nichts besseres zu tun habe, komme ich natürlich mit. 
Allein schon die 60 km lange Tuk Tuk Fahrt durchs ländliche Kambodscha ist interessant, doch der Tempel übertrifft alles. Das ganze Gelände ist komplett zugewachsen und größtenteils verfallen. Es gibt zwar einen hölzernen Rundgang, aber man kann auch einfach abseits durch die Ruinen wandern, über Dächer und halb eingestürzte Gänge klettern... Indiana Jones - Feeling pur! Aufgrund der recht abgelegenen Lage ist auch um einiges weniger los als bei den "wichtigen" Tempeln.

Ich klettere so vor mich hin, da ist auf einmal ein kleiner Junge neben mir. "Hey, do you like climbing? I show you way!" Der will sich wohl als Fremdenführer verdingt machen... ich lehne trotzdem dankend ab.

Fremdenführer beim Baeng Malea
 Auf dem Rückweg halten wir in einem kleinen Dorf mitten im Nirgendwo, um noch etwas zu essen. Die Besitzer einer kleinen Garküche sind offensichtlich vollkommen überrascht, dass auf einmal Farangs zu ihnen kommen. Keiner der Erwachsenen spricht Englisch - die große Stunde für einen kleinen Jungen. Der kann immerhin zwei Worte - "chicken" und "one". Es gibt also Reis mit Chicken und Reis mit irgendwas, das kein Chicken ist, und bezahlen dafür einen Dollar. Der Junge ist sichtlich stolz, dass er soeben mit uns 5 Dollar verdient hat - Einheimische zahlen vermutlich halb so viel.

Baeng Malea

Donnerstag, 5. April 2012

Nach Chiang Mai

Nach zwei Tagen Sightseeing in Bangkok reicht es uns und wir fahren mit dem Nachtzug nach Chiang Mai. Diesmal goennen wir uns sogar richtig was und statt 3. Klasse auf harten Holzbaenken gibts diesmal 2. Klasse Sleeper mit Aircon. Der Spass kostet zwar satte 800 Baht, lohnt sich aber: Zwei Leute koennen sich auf recht grossen Sitzen gegenuebersitzen, dazwischen passt nach Bedarf sogar ein Tisch.
Zur Schlafenzeit wird dann einfach von oben ein Bett runtergeklappt, und unten die Sitzflaeche zur Liege ausgezoegen. Bettlaken drueber, Vorhang davor - fertig ist ein verdammt gemuetlicher Schlafplatz! Dass der Zug dann mal ganze 4 h Verspaetung hatte, ist ja fast nicht so schlimm...

In Chiang Mai erwartet uns dann eine Ueberraschung am Bahnhof: Wir werden abgeholt! Mein Bekannter hatte zuvor einen Freund in Chiang Mai angerufen, aber keine feste Zusage bekommen.
Wir werden zuerst mal in sein Cafe gebracht, wo uns gleich mal die Speisekarte rauf und runter serviert wird. Das Cafe besteht seit einem Monat und ist vermutlich der am elegantesten eingerichtete Laden, in dem ich in Thailand gegessen habe. Leider scheint es noch nicht so bekannt zu sein, denn wir sind die einzigen Gaeste.

Das Essen und der Kaffee sind jedoch super - wenn ihr also nach Chiang Mai kommt, schaut unbedingt bei Natwats Home Cafe vorbei! :)

Am Abend geht es dann noch in ein recht cooles alternativ angehauchtes Lokal mit Livemusik. Danach folgt eine der offensichtlich angesagtesten Locations der Stadt, die mir sogar schon vorher in Bangkok empfohlen wurde: Eine Jazzbar am Nordtor, die jeden Abend Jam-Sessions mit recht guten Bands hat.

Am naechsten Tag ruft mich leider die Pflicht der Buerokratie: Mein Visum laeuft bald aus, und da wir zu zweit noch knapp 14 Tage in Thailand rumreisen wollen, benoetige ich eine Verlaengerung. Das heisst fuer mich auf nach Myanmar, kurz ueber die Genze spazieren und wieder 15 Tage Thailand bekommen. Man koennte zwar auch selbst mit dem Roller oder dem oeffentlichen Bus zur Grenzstadt Mae Sai fahren, da ich mir aber nicht sicher bin, ob ich es so an einem Tag schaffe, hin und zurueck zu kommen, entscheide ich mich fuer einen organisierten Visa Run. Es werden einfach so viele Traveller wie nur moeglich in einen Minibus gepackt, dann in  4 h zur Grenze gefahren. Eine Stunde Aufenthalt und ab zurueck.
Wirklich Zeit, mir Myanmar anzuschauen, habe ich so natuerlich nicht. Mein Eindruck beschraenkt sich deshalb auf den Grenzmarkt, wo mir unter anderem garantiert echte Marlboros fuer 20 Baht die Stange (50 ct!) und Viagra angeboten werden...

Fuer den naechsten Tag hatten wir eigentlich geplant, eine Trekkingtour mit Uebernachtung in einem Hilltribe-Dorf zu machen, doch wieder kommt alles ganz anders: Am spaeten Abend erhaelt mein Bekannter die Nachricht, dass sein Vater gestorben ist - also den naechsten Flug gebucht und ab nach Hause!

Zack, wieder alleine auf weiter Flur... zum Glueck bekommen wir vom Guesthouse die Kosten fuer die Trekkingtour erstattet. Ich habe mir auch durch die vielen Stunden im AC-Van eine derbe Erkaeltung geholt, die ich am folgenden Tag erst mal gemuetlich auskurieren will, anstatt durch den Dschungel zu latschen...

Einen Tag spaeter bin ich wieder halbwegs fit und entschliesse mich, doch noch etwas Sinnvolles in Chiang Mai zu unternehmen, bevor es wieder zurueck nach Bangkok und weiter nach Kambodscha geht: Fuer viel zu viel Geld leihe ich mir eine Honda XR 250, eine ganz akzeptable Enduro. Beim Verleih treffe ich (zum Glueck, wie sich spaeter herausstellt) einen Amerikaner, der dieselbe Runde wie ich fahren will.
Wir verlieren uns zwar zunaechst, da ich noch zurueck zum Hostel muss, treffen uns aber spaeter vor einem Tempel wieder.

Ich bin recht froh, dass ich nicht alleine fahren muss, da ich schliesslich keinerlei Offroad-Erfahrung habe.
Zusammen fahren wir also zu einem Hmong-Dorf in den Bergen westlich von Chiang Mai. Danach wird es ernst:
"Bitte nehmen Sie eine andere Route!" - klingt nach Spass, oder?

Die erste halbe Stunde laesst sich das Gelaende jedoch noch recht einfach an. Nach einiger Zeit zeigt sich jedoch das Hauptproblem der ganzen Sache: Die Orientierung. Wir haben zwar eine Biker-Karte der Gegend dabei, doch die reicht bei weitem nicht. Alle paar hundert Meter gibt es eine Abzweigung, die aber meistens nach einigen weiteren hundert Metern an einem "Haus" endet. Das heisst also die Maschine irgendwie auf engstem Raum wenden und wieder ueber Stock und Stein zurueck. Hier zeigt sich, dass es gut ist, nicht alleine zu sein: Oft packen wir zu zweit mit an, um unsere Bikes am Hang umzudrehen.



Mein Problem ist, dass ich fuer diesen Sport wohl etwas zu klein bin. Ich habe zwar die "kleinere" Honda XR statt der hoeheren Kawasaki KLX genommen, doch auch hier komme ich bei unebenem Gelande mit den Fuessen manchmal nicht ordentlich zum Boden. Einmal kippt mir die Maschine deswegen, als ein Stein unterm Rad wegrutscht - ich bleibe zwar stehen und kann sie ordentlich ablegen, stolpere dann aber und zertrete dabei meinen Spiegel. Klasse! Drauftreten ist wohl ein eher unuebliches Ende fuer einen Motorradspiegel... ;)

Die Orientierung wird im Laufe des Tages nicht einfacher. Wir fragen zwar jeden, den wir treffen, doch meistens gibt es sprachliche Barrieren oder die Auskuenfte sind schlicht falsch. Derweil neigt sich meine Tankfuellung bedenklich dem Ende. Zum Glueck kann ich bei einem Haus wenigstens einen Liter Benzin bekommen.
Als wir nach mehreren Stunden kurz davor sind, komplett umzudrehen und den Weg zurueck zu fahren, sagt uns einer, dass es nur noch 7 km bis nach Mae Sa, einem Ort an der Hauptstrasse, seien. Koennten wir garnicht verfehlen, immer diesem Weg hier folgen!
Und tatsaechlich, die Piste wird immer besser und wir erreichen recht bald den Ort. Ich habe mich glaube ich noch nie so gefreut, wieder ein Strassenschild zu sehen! :D

Mein persoenliches Fazit der Tour: 9 h, 110 km (ich wusste gar nicht, dass man ueber mehrere Stunden hinweg nur im ersten Gang fahren kann ;), ein zertretener Spiegel und eine verschmorte Hose (bei 10 km/h klappt das mit der Lufkuehlung wohl nicht mehr so ganz...).

Weil ich Sorge habe, dass mir mein Verleih Unsummen fuer den zerbrochenen Spiegel kassiert, frage ich in meinem Guesthouse nach einer Werkstaette. Kein Problem, die Thai von der Rezeption schwingt sich hinten auf die Enduro (natuerlich ohne Helm...) und lotst mich durch die Strassen Chiang Mais zu einer kleinen Werkstaette. Sie redet kurz mit dem Mechaniker - in wenigen Minuten habe ich zwei neue Spiegel (muss ja schliesslich zusammenpassen) und zahle dafuer - 80 Baht. Ein Euro pro Spiegel! Mal wieder wird mir klar, wie billig Thailand eigentlich wirklich sein muss, wenn man Thai ist und kein bloeder Farang.

Als ich am naechsten Tag noch ein wenig durch die Strassen laufe, um mir die Zeit bis zur Abfahrt des Zugs zu vertreiben, haelt ploetzlich ein Rollerfahrer neben mir - offensichtlich ein Westler. "Do you speak English?"
Natuerlich tue ich das, und er gibt sich sehr erleichtert. Gestern Abend sei ihm sein Geldbeutel mit seinen Kreditkarten abhanden gekommen - er braeuchte Geld um bei seiner Bank in Griechenland anzurufen, die Karten sperren zu lassen und sich Geld per Western Union zusenden zu lassen. Ob ich ihm nicht was leihen koennte? Er waere in einer Stunde wieder an meinem Guesthouse und wuerde mich dann auch zum Bahnhof fahren. Um mich zu ueberzeugen zeigt er mir ganz kurz auch einen - sehr seltsamen - EU Fuehrerschein...

Ich bin recht skeptisch, will aber auch nicht sofort abhauen... kann ja sein, dass er wirklich Hilfe braucht. Ich biete ihm also an, die Runde mit zu fahren, dann koennte er mir das Geld dann gleich wieder geben. Aber nein, das sei nicht moeglich, ich haette ja keinen Helm, das wuerde die Polizei kontrollieren! Ich muss mich zurueckhalten, um ihn nicht direkt auszulachen ;) Ausserdem waere das endlos Papierkram bei Western Union, da wolle ich doch sicher nicht mit....
Ich meine nur, dass das alles kein Problem sei und setze mich hinten auf den Roller. Nach ein paar Metern haelt er an, und sobald ich abgestiegen bin, ruft er mir ein lautes "Fuck you!" zu und tuckert davon.

Haben die Griechen jetzt schon so wenig Kohle, dass sie selbst in Thailand Leute abzocken muessen? 

Bangkok - again!

Lange her, seitdem ich das letzte Mal bloggen konnte... deshalb gibts jetzt viele Posts auf einmal.

Von Sukhothai bin ich mit dem Nachtbus wieder zurueck nach Bangkok, was kein sonderlich angenehmes Unterfangen war, weil der Bus gefuehlt alle halbe Stunde angehalten hat um Leute aus- und einsteigen zu lassen. An Schlaf war da natuerlich nicht zu denken.
Nachts um 3 bin ich dann in Bangkok angekommen, genauer gesagt im Hinterhof von Mo Chit, der noerdlichen Busstation. Im Kopf hatte ich noch, dass es von hier ja nicht weit zur naechsten MRT-Haltestelle sein kann, der lokalen Metro, mit der ich immerhin bis zum Hauptbahnhof fahren koennte, von wo die Taxis evtl. nicht so viel kosten wie von der Mo Chit.
Allen Tuk Tuk - und Taxifahrern zum Trotz maschiere ich also los und stelle fest, dass der Norden Bangkoks nachts um 3 nicht der schoenste Ort auf Erden ist. In den halbwegs dunklen Ecken pennen Obdachlose in Haengematten oder auf Pappkartons, und die Strassenkoeter sind auch nicht gerade begeistert darueber, dass ich ihre Nachtruhe stoere.
Als ich an der Metrohaltestelle ankomme, ist die natuerlich zu. Wie koennte es auch anders sein?
Zum Glueck haelt sofort ein Taxifahrer neben mir, der nach einigem Handeln sogar anbietet, das Taxameter zu benutzen! Wow, das markiere ich mir rot im Kalender! Sowas kommt in Bangkok vmtl. alle hundert Jahre mal vor!
Erst jetzt wird mir klar, wie billig Taxifahren hier wirklich ist: Fuer die Strecke Chatuchak - Khao San Rd. zahle ich gerade mal 120 Baht.
In der KSR angekommen erwartet mich jedoch die naechste Enttaeuschung: Keins der halbwegs billigen Hostels hat ein freies Zimmer fuer mich. Nach ueber einer Stunde Suchen gebe ich auf und gehe wieder in mein "Stammhostel", das New Siam 2. Beim Einchecken merke ich, dass irgendwie 1000 Baht aus meinem Geldbeutel verschwunden sind. Habe ich dem Taxifahrer 1000 statt 100 gegeben (war ja schliesslich dunkel)? Sind die irgendwo rausgefallen? Den ganzen naechsten Tag bin ich noch wuetend ueber den Verlust dieses kleinen Vermoegens.

Den kommenden Tag verbringe ich damit, mein Boot zu einer billigeren Gepaeckaufbewahrung zu bringen, die mir ein anderer Traveller empfohlen hat. Da ich nicht schon wieder hunderte Baht fuer die Taxifahrt ans andere Ende der Stadt bezahlen moeche, organisiere ich mir im 7eleven eine Karte mit den Buslinien Bangkoks. Nach ca. einer halben Stunde habe ich es geschafft, eine Verbindung zu finden und komme nun fuer ganze 15 Baht ans andere Ende der Stadt zu meiner Ausruestung.
Am Nachmittag schaue ich noch bei meinem Anzugschneider vorbei. Und tatsaechlich: Er ist fertig - und passt sogar! Ich will den Anzug schon einpacken, doch dem Schneider faellt noch auf, dass am Rueckenteil des Sakkos eine Naht nicht ganz ordentlich ist. Ich lasse den Anzug also noch bis morgen da, damit das gerichtet wird.

Am naechsten Tag hole ich meinen Bekannten morgens um 7 von der Makkasan Station ab. Diesmal laesst mich mein Busfahrplan im Stich, und um nicht zu spaet anzukommen, schwinge ich mich mal wieder auf ein Motorradtaxi. Wie jedes Mal bin ich froh, wenn der Typ nach etlichen gewagten Ueberholmanoevern und Verkehrsdelikten (wie z.B. falschrum in der Einbahnstrasse fahren) endlich sein Ziel erreicht hat. Zwar will er mich zuerst an einer ganz anderen Haltestelle des Airport City Links loswerden, das kann ich ihm aber zum Glueck ausreden.