Sonntag, 25. März 2012

In Sukhothai

Ich habe beschlossen, mir noch Sukhothai anzusehen, bevor ich Mitte naechster Woche nach Bangkok zurueck muss, um meinen Besuch aufzusammeln.
Mit dem Zug fahre ich zunaechst nach Phitsanulok, natuerlich wieder 3. Klasse - diesmal sind es aber "nur" 7 Stunden Fahrt (incl. Verspaetung). Phitsanulok ist ein ziemlich haessliches und uninteressantes Staedtchen, aber zumindest kann man fuer 100 Baht halbwegs guenstig im "London Hotel" unterkommen.
Auf der Weiterfahrt nach Sukhothai treffe ich im Bus einen Franzosen, der genauso auf dem Spartrip ist wie ich. Wir teilen uns ein Doppelzimmer und trampen dann die 12 km zum Sukhothai Historical Park, der "Altstadt" mit vielen vielen alten Steinen. Haut uns beide nicht so sehr vom Hocker - Ayutthaya fand ich interessanter.

Am naechsten Tag mache ich mich auf zum Ramkamhaeng Nationalpark. Da hier kein Bus hinfahert, bin ich wieder zum Trampen gezwungen. Heute will es aber nicht so wirklich klappen - erst nach ca. 20 Minuten haelt ein Motorradfahrer und bringt mich wenigstens bis zur naechsten Stadt, von der aus die Strasse zum Nationalpark abgeht.
Hier treffe ich dann zum Glueck wieder auf freundliche Pickup-Fahrer, die mich bis in den Park fahren - und netterweise nicht am Kassenhaeuschen anhalten. So spare ich mir die 200 Baht Eintritt :)
Mein Plan ist es, im Nationalpark auf den Khao Luang zu laufen, wo man anscheinend zelten kann. Am Start des Wegs steht ein Schild: 3,7 km. Das hoert sich ja jetzt echt nicht spektakulaer an, also munter drauflos!
Was nicht dabeistand ist, dass so ganz nebenbei auch noch 1000 hm ueberwunden werden muessen...

Bei ueber 30 Grad und mit miesem, vollbepacktem Rucksack auf dem Ruecken bin ich froh, als ich endlich den Gipfel erreiche. Knapp unterhalb befindet sich eine gut ausgebaute Rangerstation mit offiziellem Zeltplatz, Toiletten usw. Obwohl niemand zu sehen ist, mache ich doch besser einen Bogen darum - wie ich die Thais kenne, werde ich hier sofort wieder abkassiert, sobald ich mein Zelt aufstelle.
Am Gipfel finde ich ein schoenes Plaetzchen, doch mit Aussicht ist nicht viel - es ist so dunstig, dass man nicht mal 5 km weit sieht. Trotzdem ist es ein traumhafter Platz mit einem schoenen kuehlen Wind, der ganz nebenbei noch die Moskitos fernhaelt.

Ueber dem Regenwald

Am naechsten Morgen laufe ich wieder zurueck zum Parkplatz und suche nach einer Moeglichkeit, wieder von hier wegzukommen. Die Sache ist die: Thais laufen aus Prinzip nicht gerne. Das Einzige, was man in Nationalparks machen kann, ist laufen. Dementsprechend wenig ist hier los...
Nach einiger Zeit kommt ein "Ranger" zu mir und bietet mir an, mich fuer 300 Baht ins naechste Dorf zu fahren. Ne danke, da finde ich sicher was anderes... sind ja nur 15 km. Ich marschiere also los. Nach einer Stunde hoere ich ein Auto hinter mir. Auf dem Beifahrersitz hockt der Typ, der vorhin noch 300 Baht fuer die Fahrt wollte. Er ist sichtlich veraergert darueber, dass ich jetzt kostenlos transportiert werde, doch sie nehmen mich bis zur Hauptstrasse nach Sukhothai mit. 

Donnerstag, 22. März 2012

Englischlehrer in Kanchanaburi

Wie im letzten Post beschrieben war ich mit ein paar anderen Travellern, Lehrern und ca. 200 Kindern im Kao Laem Nationalpark nahe Kanchanaburi. Die anderen Freiwilligen, drei Briten und ein weiterer Deutscher, sind auch alle im selben Guesthouse wie ich abgestiegen, sodass wir uns schon davor kennenlernen koennen.
Am Mittwoch Morgen werden wir auf klapprige Busse verteilt, mit denen wir gut 4 Std. zum Park fahren.

Schon auf der Fahrt wird klar, dass die naechsten Tage doch wohl etwas anders werden als wir uns das vorgestellt haben. Obwohl die Kids angeblich seit 3-4 Jahren Englisch lernen, koennen sie ausser "Hello, what is your name?" nicht viel. Aber zumindest haben die meisten Spass am Englisch sprechen und versuchen bei jeder Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu demonstrieren.

Nachdem die Kinder am ersten nicht enden wollenden Abend, an dem die Lehrer uns die Haende jedes einzelnen Kindes schuetteln lassen, endlich im Bett sind, wird uns unser Job erklaert: Wir sollen am naechsten Tag verschiedene Stationen mit Spielen organisieren, die die Kinder reihum absolvieren.
Wie viele Kinder passen auf die Ladeflaeche eines Pickups?

Ich etscheide mich fuers Leiterspiel, bei dem die Kids nur zuhoeren und beim richtigen Wort losrennen muessen - das klappt auch mit beschraenkten Englischkenntnissen ganz gut. Die Kinder sind - groesstenteils - motiviert und machen immer voll mit. Allerdings haben hier alle ein paar Probleme mit meinem Namen: Aus Sebastian wird Seba, Seabastian, Sebra...

Die Kids werden wirklich den ganzen Tag gefordert: Bereits um halb 7 muessen alle zum Morgensport antreten, und bis zum Abendgebet gegen 22 Uhr herrscht volles Programm. Spielen, essen, spielen, essen, singen, essen, spielen, essen. Kein Wunder, dass es hier so viele fette Kinder gibt ;)

Fuer uns Reisende mit mehr oder weniger schmalem Budget ist das jedoch ein wahres Paradies. Obwohl wir uns bei jeder Mahlzeit den Bauch vollschlagen, bleibt quasi immer etwas uebrig. Zwischen den Mahlzeiten gibt es Kekse, Schokoriegel, Kaffee usw... So viel wie ich hier an einem Tag esse, habe ich auf meiner Kajaktour in 3 Tagen nicht gebraucht!

Am letzten Tag bekommen die Kinder (und wir Freiwilligen) noch Urkunden. Klar, dass so ein Ereignis gebuehrend fotografiert werden muss. Hier zeigt sich, dass die Thais wohl noch fotografierwuetiger sind als die Japaner: Stundenlang muessen sich alle in den verschiedensten Gruppen zusammenstellen, Hande schuetteln und natuerlich freundlich laecheln.

Zurueck in Kanchanaburi bleibe ich nur noch eine Nacht und mache mich am naechsten Tag auf nach Ayuttaya. Hier gibt es tonnenweise alte Steine zu besichtigen, die wohl vor langer Zeit mal als Tempel fungierten. Geschaeftstuechtig wie die Thais nunmal sind, wird fuer die Besichtigung jedes Steinhaufens ein Obulus von 50 Baht verlangt. Ich goenne mir den "Tempel" am Koenigspalast und einen weiteren, in dem der beruehmte in einen Baum eingewachsene Buddhakopf zu fotografieren ist, dann reicht es mir auch.

Der Buddha sitzt da wohl schon eine Weile...

Der Abend wird noch ganz spassig, denn vor meinem Guesthouse vernichten ein paar Thais und Franzosen Unmengen Flaschen schlechten, aber billigen, Whiskeys. Ich geselle mich dazu, bis ich nach dem ungefaehr zehnten Whisky-Soda on Ice entscheide, dass es Zeit fuers Bett ist.

Den naechsten Tag verbringe ich mit lesen und der weiteren Routenplanung. Da mich ein Freund gegen Ende des Monats besuchen kommt (genau dann, wenn mein Visum auslaeuft und ich eigntl. das Land verlassen muesste), steht erst mal ein Visa Run an, bevor wir innerhalb von 2 Wochen Bangkok besichtigen, im Norden trekken und an einem Strand im Sueden in der Sonne liegen wollen. Das wird ein strenges Programm...

Zudem beschliesse ich, dass meine Suedostasienreise doch frueher als geplant endet: Es hat sich ein neues Reiseziel ergeben, dass aber die baldmoeglichste Rueckkehr nach Deutschland und eine Generalueberholung meiner Suzuki XF 650 erfordert. Schweren Herzens buche ich mir also den Rueckflug fuer den 17.4.12 - zu einem komplett ueberzogenen Preis. Momentan sind die Fluege extrem teuer, sodass ich fuer ein One Way Ticket nach Muenchen so viel zahle wie noch vor einigen Monaten fuer beide Strecken... 

Dienstag, 13. März 2012

Faulenzen in Kanchanaburi

Laenger als geplant bin ich jetzt schon in Kanchanaburi. Das hat zwei Gruende:
Zum einen habe ich hier das wohl billigste Guesthouse Thailands gefunden, mit einem akzeptablen Einzelzimmer fuer 70 Baht und einem Restaurant, in dem fuer 30 Baht ein wunderbares Abendessen auf den Tisch kommt. Das Haus liegt direkt am River Kwai, man kann Abends gemuetlich mit anderen Reisenden in den Liegestuehlen auf dem Steg sitzen und untertags in der Haengematte im Garten faulenzen... So laesst sichs echt eine Weile aushalten!
Hiermit der offizielle Tipp fuer jeden, der gerade mal 2 Stunden von Bangkok entfernt ein gemuetliches und ruhiges Plaetzchen sucht: Jolly Frog Backpackers Guesthouse in Kanchanaburi! :)

Der zweite Grund hat sich direkt nach der Ankunft aufgetan. Zusammen mit ein paar anderen Travellern laufe ich die Strasse entlang auf der Suche nach einer Unterkunft, da sprechen uns ein paar Lehrerinnen an. Sie wuerden naechste Woche mit ihren Schuelern in einem Nationalpark in der Gegend ein dreitaegiges Englischcamp veranstalten und suchen noch Auslaender, die mit den Kids englische Spiele spielen usw. Start naechsten Donnerstag, Verpflegung und Unterkunft im Zelt gratis.
Nadenn, klingt doch top! In den Nationalpark wollte ich sowieso, auf diesem Weg spar ich mir den Eintritt und habe gleich noch was halbwegs Sinnvolles zu tun. Ich bin mal gespannt, wie gut das Englisch der Kids ist. Mein Thai ist zur Zeit "etwas eingerostet"...

Zuerst einmal mache ich mich am Freitag jedoch mit einem Ami auf, um den Erawan Nationalpark zu besuchen. Wir mieten uns also mal wieder Roller, um fuer die immerhin 65 km lange Strecke nicht auf den Bus angewiesen zu sein. Auf dem Weg zum Park wird der Ami vor mir ploetzlich langsamer und bleibt schliesslich stehen. Er war zu geizig, die Maschine ganz vollzutanken und hat es auch gekonnt verstanden, seine Tankanzeige zu ignorieren... grosse Klasse! Zum Glueck habe ich einen Schlauch dabei und kann ein bisschen was aus meinem Tank abzapfen. Benzin schmeckt echt nicht wirklich gut...
Gerade als ich fertig bin, kommen ein paar Thais vorbei und treten ihm auch noch einen Schluck Benzin ab, sodass er es immerhin bis zur naechsten Flaschen-Tankstelle schafft. (Hier in Thailand gibt es nur vereinzelt Tankstellen in Abstaenden, die mit dem Roller nicht zu bewaeltigen sind. Deshalb wird an jeder Ecke Benzin in Cola- oder Whiskyflaschen abgefuellt und zu mehr oder weniger horrenden Preisen verkauft.)

Der Erawan Nationalpark ist ganz anders als ich es mir vorgestellt habe. Als groesste Attraktion in der Umgebung vermarktet, stroemen selbst wochentags Tausende Leute ueber ausgetretene Pfade zu den 7 Stufen eines mehr oder weniger imposanten Wasserfalls. In die meisten grossen Becken wurden endlos viele Fische gesetzt, die - da sie auf natuerlichem Wege vmtl. nicht alle genug Nahrung finden - unsere Fuesse anknabbern, sobald wir auch nur die grosse Zehe ins Wasser haengen. Das ist anscheinend gewollt, die Fische sollen tote Haut entfernen. In verschiedenen Schoenheits- und Massagesalons hier im Lande zahlt man dafuer gutes Geld, sich von einem Fisch kitzeln zu lassen.

Nach einem faulen Wochenende beschliesse ich, am Montag mal wieder ein bisschen was zu laufen. Diesmal mit dem Bus fahre ich zum Chaolem Rattanakosin Nationalpark, ungefaehr 100 km von Kanachaburi entfernt. Die letzten 20 km gibt es keinen Bus mehr, deshalb beschliesse ich, es mal mit dem Trampen zu versuchen. Bingo! Ich stehe nicht einmal 3 Minuten, schon haelt ein freundlicher Thai an und laesst mich einsteigen. Auf der Fahrt merke ich, dass er wohl ein anderes Ziel als den Nationalpark hatte, denn er laesst sich von mir die Karte zeigen und sucht den Weg. Viel unterhalten koennen wir uns aufgrund mangelnder Thai- bzw. Englischkenntnisse nicht, jedoch macht er mich auf jede Polizeistation am Weg aufmerksam. Als ich mich dann ein bisschen in seinem Wagen umsehe, faellt mir ein geladenes Pistolenmagazin mit recht grossem Kaliber auf, das beilaeufig in der Mittelkonsole rumliegt...
Meine Sorge ist jedoch unbegruendet, der Kerl ist super freundlich und faehrt mich bis auf die den Parkplatz im Park. Das nenn ich mal Service!

Der Nationalpark selber ist zwar ganz nett, aber auch wieder seinen Eintritt kaum wert. Man laeuft durch eine beleuchtete Hoehle, in der es von Fledermaeusen nur so wimmelt und kann am anderen Ende durch einen Wald und ueber sehr viele Stufen einen Berg hochklettern. Wieder geht es an Wasserfaellen vorbei - scheint wohl ganz was Tolles zu sein hierzulande.

Nach einem recht verlassenen Waldkloster folge ich einer Schotterstrasse, nur um mal zu schauen wo sie hinfuehrt. Auf einmal haelt ein Roller neben mir an und der Fahrer fragt mich, wo ich hinwill. Leider koennen wir uns wieder nicht gut genug verstaendigen, aber er bietet mir an, mich was-weiss-ich-wohin mitzunehmen. Nadenn... dann finde ich wenigstens raus, was da noch kommt. Nach recht langer Fahrt landen wir in einem Dorf, wo mein Fahrer sofort einen findet, der etwas mehr Englisch spricht. "Willst du nach Kanchanaburi? Ich fahr dich, 500 Baht! Nein? Ja willst du hier uebernachten? Nein?"
Dass ich einfach nur neugierig war, scheint er nicht zu verstehen.

Als die beiden merken, dass mit mir kein Geld zu machen ist, stehe ich recht schnell alleine da... na klasse, jetzt darf ich die sicher 6 km Schotterstrasse zuruecklaufen!
Genervt mache ich mich auf den Weg und komme ein gutes Stueck, da hoere ich wieder hinter mir einen Roller. Der Fahrer bietet mir sofort an, mich wieder zum Waldkoster zu fahren und dreht, nachdem er mich dort abgesetzt hat, wieder um.
Der hat wohl die Story von dem komischen Deutschen erzaehlt bekommen und Mitleid gehabt, dass ich den ganzen Weg zurueck laufen muss...

Auch am Ausgang des Parks finden sich wieder hilfreiche Seelen: Ich komme gleichzeitig mit einer Familie am Parkplatz an, auf dem nur zwei Autos stehen. Ich ueberlege schon, wie zum Henker ich jetzt wieder von hier wegkomme, da fragt mich der Vater, ob das eine der beiden Autos meins sei. Als ich verneine, bietet er mir direkt an, mich hinten auf dem Pickup bis zur Bushaltestelle mitzunehmen. Zusammen mit fuenf anderen mache ich es mir auf der Ladeflaeche gemuetlich.

Ans Trampen koennte ich mich hier echt gewoehnen...

Mittwoch, 7. März 2012

Back in Bangkok

Frueher als gedacht bin ich nu doch wieder in Bangkok - das schwere Kajak und die Tipps einiger Traveller haben mich doch recht schnell wieder in den Norden zurueckkehren lassen.
Von Pakbara bin ich direkt nach Trang gefahren, einem recht netten nicht allzu grossen Ort im Sueden, in dem es trotzdem etwas "zivilisierter" zugeht als in Pakbara. Waehrend der Fahrt treffe ich einen Deutschen, der seit 5 Jahren dabei ist, alle Nationalparks Thailands zu bereisen. Grob die Haelfte hat er schon. Von ihm bekomme ich ein paar gute Tipps und plane meine Weiterreise. In Trang habe ich fuer 150 Baht ein Zimmer bekommen - das allerdings so hellhoerig war, dass ich die Unterhaltungen und mehr des deutschen Paerchens im Nachbarzimmer recht gut mitbekommen konnte. Wenn nur das Bett nicht so gequietscht heatte -.-
Die naechtlichen Erstickungsanfaelle der offensichtlich im Sterben liegenden Mutter der Besitzerin waren meinem Schlaf auch nicht gerade zutraeglich.
Von Trang aus lassen sich ein paar Wasserfaelle besichtigen, deshalb habe ich mir mal wieder einen Roller geliehen und bin mit satten 110 km/h durch die Gegend geheizt. Was man hier fuer 6 Euro so alles mieten kann... :)

Von Trang sollte es direkt weiter nach Bangkok gehen, diesmal mit dem Zug. Zum einen, weil ich noch nie in Thailand Zug gefahren bin, zum anderen, weil ich nicht morgens um 7 ein Tuk Tuk suchen wollte, das mich zum Busbahnhof ausserhalb der Stadt bringt.
Am Ticketschalter erfahre ich dann, dass die Sitze der 1. und 2. Klasse ausgebucht seien - also blieb mir nur noch die Holzklasse. Klasse!
Alles halb so wild: Nach 10 Stunden (immerhin zwei Dritteln der Fahrzeit) gewoehnt man sich an die harte Sitzbank, das Fehlen der Klimaanlage wird dadurch wettgemacht, dass alle Fenster permanent offen sind und man somit gleich auch geruchstechnisch einen Eindruck der durchfahrenen Landschaft bekommt, wenn man sie schon nicht sieht. Die Mitfahrer sind alle wenig gespraechig, haben jedoch ihre ganz eigene Moeglichkeit gefunden, sich die Fahrzeit angenehmer zu gestalten: Direkt nach der Abfahrt werden die Whiskyflaschen ausgepackt und gebechert. Das hat zur Folge, dass mir den Grossteil der Nacht ein betrunkener Thai zu Fuessen liegt, der es meine Wasserflasche als Kopfkissen verwendet.
Da mir niemand Whisky anbietet, marschiere ich zum Speisewagen und goenne mir ein Bier. Die Preise sind jedoch genauso deftig wie in Europa: Umgerechnet 3 Euro fuer die grosse Flasche Chang - Rekordhoch bis jetzt.

Mit gerade mal einer Stunde Verspaetung in Bangkok angekommen laeuft auch nichts wirklich nach Plan: Fuer die Gepaeckaufbewahrung meines Faltboots muss ich fuer ein paar laeppische Stunden 190 Baht statt der erwarteten 20 zahlen. Aber es hilft nix, ich muss ja irgendwie einen Rucksack kaufen gehen, dann umpacken und eine Langzeitaufbewahrung fuer das Boot organisieren. Ich fahre zuerst zum Chatuchak Weekend Market, auf dem es laut meiner Reisebekanntschaft im Bus (der immerhin Frau, Kind und neue Freundin in Bangkok hat und seit Jahren hier hin kommt) die ganze Woche so gut wie alles zu kaufen gibt. Als ich ankomme, haben jedoch die meisten Staende zu und es gibt irgendwie nur Pflanzen zu erwerben. Danke fuer den guten Tipp!

Auf der Khaosanroad bekomme ich jedoch fuer 40 Euro einen hoffentlich ganz akzeptablen Deuter-Rucksack, der sogar fast aussieht wie das Original. Mal sehen, wie er sich die naechsten Wochen bewaehrt.
Mein naechster Stopp ist das Bangkok Self Storage. Ich hatte zuvor per E-Mail angefragt, was die Aufbewahrung meines Bootes kosten wuerde und die genauen Masse genannt. Dort angekommen verlangt die gute Frau auf einmal das Doppelte: 200 Baht in der Woche. Sie weiss genau, dass ich kaum eine andere Wahl habe (da ich den Khaosan-Guesthouses mein Gepaeck nicht wirklich fuer laengere Zeit anvertrauen will), und kann sich auch durch nichts dazu ueberreden, mir wenigstens einen Rabatt zu geben. Zaehneknirschend zahle ich halt... so viel sind jetzt 20 Euro pro Monat nicht.

Auf der Rueckfahrt bilde ich mir ein, sparen zu muessen und nehme statt einem normalen Taxi das Motorradtaxi. Fuer kurze Trips ohne Gepaeck ist das eine echt empfehlenswerte Variante, vor allem in der Rush Hour - und wenn man mit seinem Leben abgeschlossen hat. Ich habe jedoch meinen vollbepackten Rucksack dabei, und versuche krampfhaft, bei den recht gewagten Manoevern des Fahrers nicht rueckwaerts von der Honda Wave zu fallen.

Nachdem ich heut schon so viel ausgegeben habe, kann ich gleich weitermachen: Fuer nicht ganz 200 Euro gebe ich bei einem Schneider einen massgefertigten Anzug ("Kaschmirwolle, best quality"!) und zwei Hemden in Auftrag. Krawatte, Manschettenknoepfe, Krawattennadel und Einstecktuch schwatze ich ihm auch noch ab. Mal schauen, ob er das hinkriegt, bis ich wieder in Bangkok bin.

Morgen gehts erst mal nach Kanachaburi und dann gemuetlich weiter in den Norden. Da gaebe es dann sogar einen Grenzuebergang nach Laos...

Samstag, 3. März 2012

Tag 30 - letzter Paddeltag

Jetzt steht wohl eine Planaenderung an... Das Boot abbauen und nach Langkawi per Faehre weiterreisen geht nicht mehr. Theoretisch koennte ich an der Kueste weiterpaddeln und waere in 2 Tagen in Malaysia, den Einreisestempel koennte ich mir in einem Fischerdorf 3 km hinter der Grenze holen - aber das Ganze mit kaputtem Boot? Ausserdem wird die Kueste vor Malaysias Festland verdammt langweilig und groesstenteils sehr camperunfreundlich, da eine Strasse direkt daneben verlaeuft und lange Strecken befestigt oder mit Mangroven bewaldet sind.

Aussderdem haben mir jetzt schon mehrere Leute gesagt, dass Malaysia sowieso nicht so interessant waere. Nach vielem Gruebeln und einigen Stunden Surfen im Internet habe ich nun eine neue Idee: Ich werde das Boot irgendwie abbauen, zur Not zersaege ich halt ein paar Stangen, die sich in Deutschland leicht ersetzen lassen. In den verbleibenden 30 Tagen fahre ich gemuetlich an der Ostkueste Richtung Norden, mit Stopp in Sonkla und Nakhon Si Thammarat. Wenn irgend moeglich will ich im Khao Luang Nationalpark auf den hoechsten Berg Suedthailands klettern. In Bangkok werde ich dann ein Plaetzchen fuer das Boot finden und weiter nach Chiang Mai fahren. Danach mal sehen - Kambodscha klingt interessant, und wenn ich schon mal da bin, will ich mir wenigstens die Tempelanlagen bei Angkor Wat ansehen.

Jetzt heissts erst mal Roller mieten und in irgendeine groessere Stadt fahren, wo man Rucksaecke und Saegen kaufen kann :)

Tag 29 - Umrundung von Ko Tarutao

In den letzten Tagen habe ich Ko Tarutao umrundet. Kurz vor meiner Abfahrt habe ich beim Fruehstueck noch zwei Radler getroffen, die schon seit 17 Monaten um die ganze Welt radeln. Sie schwaermen mir von Ko Bulon Le vor, da sollte ich unbedingt mal rueberpaddeln! Gut, steht auf der Liste...

Die 20 km lange Ueberfahrt nach Ko Tarutao hat doch laenger gebraucht als geplant. Mir kam es immer so vor, als wuerde ich nicht vorankommen - und tatsaechlich: Als ich mal das GPS anschalte und mich kurz treiben lasse, zieht es mich mit knapp 1 km/h in die falsche Richtung! Ausserdem wird es gegen Nachmittag verdammt windig und wellig. Frechheit sowas! Nach mehr als 4 h erreiche ich dann doch endlich eine ruhige Bucht zum Zelten.
Ko Tarutao ist ein Nationalpark, und ausser einer Rangerstation und einem Resort gibt es auf der Insel nicht viel. Um die Station mache ich einen weiten Bogen und spare mir so den Eintritt von immerhin 200 Baht. Ganz ruhig ist es trotzdem nicht - ich habe noch nie so viele Fischerboote gesehen wie an der Westseite der Insel!
Am naechsten Tag ist das Wasser zum Glueck wieder ruhig und ich komme schneller voran als geplant. Das abendliche Gewitter hoere ich rechtzeitig kommen und baue fix mein Zelt auf. Der anschliessende Regenschauer ist absolut irre - da koennte sich manche Dusche eine Scheibe von abschneiden! Ich bin aber trotzdem froh, mir mal das Salzwasser aus den Klamotten waschen zu koennen.
Zum Abendessen goenne ich mir mal was richtig Gutes: Aus Deutschland habe ich eine Fertigpackung Kaesspatzen mitgebracht und schippere sie nun seit Wochen durch die Gegend. Lecker lecker, Kaese koennte es hier ruhig oefter geben!
Bereits am 3. Tag habe ich die Insel komplett umrundet. Ich kann zwar nicht in der angepeilten Bucht campieren, weil sich dort offensichtlich ein paar Seenormaden in einer Grotte haeuslich niedergelassen haben, aber ich finde doch noch ein halbwegs akzeptables Plaetzchen. Da ich noch genug Vorraete habe und nicht zurueck in die Zivilisation will, bleibe ich den folgenden Tag einfach in der Bucht, liege faul in der Haengematte und gehe schnorcheln. Der erste Pausentag seit 2 Wochen!
Ueberschattet wird der Tag nur dadurch, dass mir aus heiterem Himmel eine Stange am Zelt bricht. Mit einem kleinen Rohrstueck kann ich die Stelle zum Glueck recht schnell flicken. Dennoch: Schon das zweite VauDe Produkt, dass mir auf der Insel den Geist aufgibt! Einen Tag zuvor ist beim Solarlader die Buchse aus dem Gehaeuse gebrochen. Das wars dann mit der Unabhaengigkeit vom thailaendischen Stromnetz.

Am Freitag packe ich jedoch wieder mein Zeug zusammen und will gerade alles ins Boot raumen, da kommt mir auf einmal der vorderste Spant aus dem Bug entgegen. Aergerlich will ich das Boot zerlegen, um den Spant wieder einzusetzen, aber die Stangen lassen sich keinen Millimeter mehr auseinanderziehen. 4 Wochen Salzwasser haben das Alu vermutlich so korrodieren lassen, dass nun nichts mehr geht. Zudem bemerke ich, dass vorne die Firststange gebrochen ist. Der Bug muss viel wegstecken, schliesslich kracht er bei unruhiger See in jedes Wellental und jedes Mal, wenn ich das Boot an Land ziehe, wird er auch ziemlich belastet.
Mit einem kaputten Boot auf einer einsamen Insel - klasse! Der Weltuntergang steht trotzdem nicht bevor: Das Boot ist zwar nun etwas instabiler, schwimmt aber trotzdem noch. Was aber, wenn bei unruhiger See die naechste Stange bricht? Oder die gebrochene Stange ein Loch in die Haut schlitzt? Schnell paddle ich zurueck zum Festland und komme zum Glueck heil an.