Samstag, 14. April 2012

Phnom Penh und Sianoukville


Auf der Busfahrt in die Hauptstadt treffe ich drei Frankfurter, mit denen ich mir dann auch ein Zimmer teile. Für den nächsten Tag handeln wir mit einem Tuk Tuk Fahrer einen guten Preis für die Rundfahrt zu den Haupt"attraktionen" der Gegend aus.
Kambodscha versucht, seine traurige Vergangenheit aufzuarbeiten: So ist aus dem berüchtigten Foltergefängnis S21 ein Museum geworden, dessen karge Räume, in denen teilweise noch die Blutflecken am Boden zu sehen
sind, die düstere Stimmung des Ortes bewahrt haben.
Die Grauen, die sich in diesem Land vor ein paar Jahren abgespielt haben, sind auch nach einem Besuch der Killing Fields kaum vorstellbar. Hier wurden auf dem Gelände eines alten chinesischen Friedhofs systematisch Männer, Frauen, Kinder und vor allem politische Gefangene des S21 hingerichtet - frei nach Pol Pots Wahlspruch: "Es ist besser, aus Versehen einen Unschuldigen zu töten als versehentlich einen Schuldigen am Leben zu lassen".
Zelle im S21

Um Munition zu sparen, wurden die Menschen mit allem hingerichtet, was gerade zur Verfügung stand. Schaufeln, Hacken, Seile... Kleinkinder wurden mit dem Kopf an einen Baum geschlagen. Hat man davor noch Parallelen zum Nazi-Regime ziehen mögen, spätestens bei dieser grausamen Ineffizienz verliert sich das.
Dennoch bietet der Ort auch Interessantes, wie die bunten Armbänder an der Abzäunung zu einem Massengrab, in dem hauptsächlich Kinder gefunden wurden, oder das Schild, das lakonisch darum bittet, doch nicht durch das Massengrab zu laufen.
Killing Fields

Da es mir danach mit deprimierenden Sehenswürdigkeiten reicht, beschliesse ich die letzten Tage in Kambodscha und meines Urlaubs allgemein am Strand von Sianoukville zu verbringen. Der Ort entpuppt sich jedoch mehr oder weniger als der Ballermann Kambodschas, und zum ersten Mal mache ich auch Bekanntschaft mit den Moto-Betrügereien.
Im Reiseführer hatte ich mir ein günstiges Guesthouse direkt am Strand ausgeguckt und meinem Rollerfahrer gesagt, dass er mich da hin bringen solle. Alles klar, kein Problem - doch dann fährt der Typ natürlich zu einem anderen Guesthouse, bei dem wohl gut Provision gezahlt wird. Als ich ihn bitte, doch zu meiner gewünschten Unterkunft zu fahren, meint er nur, dass es schon "seit Jahren" geschlossen wäre. Etwas genervt frage ich andere Leute - das Guesthouse existiert natürlich noch. Leider ist es voll, und bietet ausser ein paar Matten unter Moskitonetzen nichts, also auch keine Möglichkeit, halbwegs sicher Gepäck aufzubewahren.
Das nächste Guesthouse ist zwar auch recht billig, doch sehen die Betten im Schlafsaal so ranzig aus, dass ich beschliesse, weiter zu schauen. Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellt: Eine Travellerin berichtet mir, dass sie da übel von Bettwanzen zugerichtet wurde.

Am Ende lande ich also in der Monkey Republic, einem von Briten geführten Haus. Das zeigt sich sowohl an der Ordnung als auch am Preis: 3 Dollar für ein Schlafsaalzimmer kommen mir echt viel vor!
Auch das Essen ist teurer als anderswo, weshalb ich froh bin, als bei einem Supermarkt Hot Dogs für 75ct verkauft werden. Horrender Preis für Südostasien, aber in einer Touristengegend kann man das wohl verlangen. Die Bedienung greift in den Kühlschrank und fragt mich, ob ich Majo drauf wolle. Hm, wenn das Zeug im Kühlschrank stand, kann man doch...
Großer Fehler!

Als ich dann am Abend mit einem Norweger an einer Bar sitze, geht es plötzlich los - mit Müh und Not schaffe ich es bis zur Toilette. Auch den ganzen Tag traue ich mich nicht wirklich weit vom Guesthouse weg und verbringe dn Tag mit lesen und surfen. Gratis WLAN sei Dank!
Am Tag vor meiner Abreise ist zum Glück alles wieder im Lot. Abends treffe ich noch eine aus der Gruppe, mit der ich in Phnom Penh unterwegs war. Wir finden eine recht coole Bar und hocken da bis in die Morgenstunden.

Eigentlich hatte ich vor, im Nachtbus zurück nach Bangkok den Schlaf nachzuholen. Tatsächlich sieht der Bus richtig vielversprechend aus: Statt Sitzen sind auf zwei Ebenen Liegen montiert. Ich mache es mir gemütlich und bin gerade eingeschlafen, da werden wir geweckt. Umsteigen! Ich lande in einem randvollen normalen Bus und muss noch zweimal den Sitzplatz wechseln, bis alles in das wohl streng geheime hochkomplizierte System passt. Dieser Bus hält auch alle paar Minuten, die ganze Nacht steigen Leute ein und aus.

An der Grenze werden wir alle aus dem Bus gescheucht und stehen mitsamt Gepäck in der Pampa. Der Bus fährt weg Irgendwann kommt ein schick angezogener Kambodschaner und klebt einem nach Vorlage des Tickets ein Stück gelbes Klebeband auf das Shirt.
Ein Mitreisender hatte im Bus bei einer Kontrolle seine Fahrkahrte nicht wiederbekommen, ein paar andere hatten sie verloren. Der Typ gibt sich erst hart und meint, er würde kein Geld bekommen, wenn er die Fahrkarte nicht vorweisen könne. Schliesslich lässt er sich "erweichen" und kassiert von den übermüdeten Reisenden 300 Baht für die letzten Kilometer nach Bangkok.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen