Donnerstag, 5. April 2012

Nach Chiang Mai

Nach zwei Tagen Sightseeing in Bangkok reicht es uns und wir fahren mit dem Nachtzug nach Chiang Mai. Diesmal goennen wir uns sogar richtig was und statt 3. Klasse auf harten Holzbaenken gibts diesmal 2. Klasse Sleeper mit Aircon. Der Spass kostet zwar satte 800 Baht, lohnt sich aber: Zwei Leute koennen sich auf recht grossen Sitzen gegenuebersitzen, dazwischen passt nach Bedarf sogar ein Tisch.
Zur Schlafenzeit wird dann einfach von oben ein Bett runtergeklappt, und unten die Sitzflaeche zur Liege ausgezoegen. Bettlaken drueber, Vorhang davor - fertig ist ein verdammt gemuetlicher Schlafplatz! Dass der Zug dann mal ganze 4 h Verspaetung hatte, ist ja fast nicht so schlimm...

In Chiang Mai erwartet uns dann eine Ueberraschung am Bahnhof: Wir werden abgeholt! Mein Bekannter hatte zuvor einen Freund in Chiang Mai angerufen, aber keine feste Zusage bekommen.
Wir werden zuerst mal in sein Cafe gebracht, wo uns gleich mal die Speisekarte rauf und runter serviert wird. Das Cafe besteht seit einem Monat und ist vermutlich der am elegantesten eingerichtete Laden, in dem ich in Thailand gegessen habe. Leider scheint es noch nicht so bekannt zu sein, denn wir sind die einzigen Gaeste.

Das Essen und der Kaffee sind jedoch super - wenn ihr also nach Chiang Mai kommt, schaut unbedingt bei Natwats Home Cafe vorbei! :)

Am Abend geht es dann noch in ein recht cooles alternativ angehauchtes Lokal mit Livemusik. Danach folgt eine der offensichtlich angesagtesten Locations der Stadt, die mir sogar schon vorher in Bangkok empfohlen wurde: Eine Jazzbar am Nordtor, die jeden Abend Jam-Sessions mit recht guten Bands hat.

Am naechsten Tag ruft mich leider die Pflicht der Buerokratie: Mein Visum laeuft bald aus, und da wir zu zweit noch knapp 14 Tage in Thailand rumreisen wollen, benoetige ich eine Verlaengerung. Das heisst fuer mich auf nach Myanmar, kurz ueber die Genze spazieren und wieder 15 Tage Thailand bekommen. Man koennte zwar auch selbst mit dem Roller oder dem oeffentlichen Bus zur Grenzstadt Mae Sai fahren, da ich mir aber nicht sicher bin, ob ich es so an einem Tag schaffe, hin und zurueck zu kommen, entscheide ich mich fuer einen organisierten Visa Run. Es werden einfach so viele Traveller wie nur moeglich in einen Minibus gepackt, dann in  4 h zur Grenze gefahren. Eine Stunde Aufenthalt und ab zurueck.
Wirklich Zeit, mir Myanmar anzuschauen, habe ich so natuerlich nicht. Mein Eindruck beschraenkt sich deshalb auf den Grenzmarkt, wo mir unter anderem garantiert echte Marlboros fuer 20 Baht die Stange (50 ct!) und Viagra angeboten werden...

Fuer den naechsten Tag hatten wir eigentlich geplant, eine Trekkingtour mit Uebernachtung in einem Hilltribe-Dorf zu machen, doch wieder kommt alles ganz anders: Am spaeten Abend erhaelt mein Bekannter die Nachricht, dass sein Vater gestorben ist - also den naechsten Flug gebucht und ab nach Hause!

Zack, wieder alleine auf weiter Flur... zum Glueck bekommen wir vom Guesthouse die Kosten fuer die Trekkingtour erstattet. Ich habe mir auch durch die vielen Stunden im AC-Van eine derbe Erkaeltung geholt, die ich am folgenden Tag erst mal gemuetlich auskurieren will, anstatt durch den Dschungel zu latschen...

Einen Tag spaeter bin ich wieder halbwegs fit und entschliesse mich, doch noch etwas Sinnvolles in Chiang Mai zu unternehmen, bevor es wieder zurueck nach Bangkok und weiter nach Kambodscha geht: Fuer viel zu viel Geld leihe ich mir eine Honda XR 250, eine ganz akzeptable Enduro. Beim Verleih treffe ich (zum Glueck, wie sich spaeter herausstellt) einen Amerikaner, der dieselbe Runde wie ich fahren will.
Wir verlieren uns zwar zunaechst, da ich noch zurueck zum Hostel muss, treffen uns aber spaeter vor einem Tempel wieder.

Ich bin recht froh, dass ich nicht alleine fahren muss, da ich schliesslich keinerlei Offroad-Erfahrung habe.
Zusammen fahren wir also zu einem Hmong-Dorf in den Bergen westlich von Chiang Mai. Danach wird es ernst:
"Bitte nehmen Sie eine andere Route!" - klingt nach Spass, oder?

Die erste halbe Stunde laesst sich das Gelaende jedoch noch recht einfach an. Nach einiger Zeit zeigt sich jedoch das Hauptproblem der ganzen Sache: Die Orientierung. Wir haben zwar eine Biker-Karte der Gegend dabei, doch die reicht bei weitem nicht. Alle paar hundert Meter gibt es eine Abzweigung, die aber meistens nach einigen weiteren hundert Metern an einem "Haus" endet. Das heisst also die Maschine irgendwie auf engstem Raum wenden und wieder ueber Stock und Stein zurueck. Hier zeigt sich, dass es gut ist, nicht alleine zu sein: Oft packen wir zu zweit mit an, um unsere Bikes am Hang umzudrehen.



Mein Problem ist, dass ich fuer diesen Sport wohl etwas zu klein bin. Ich habe zwar die "kleinere" Honda XR statt der hoeheren Kawasaki KLX genommen, doch auch hier komme ich bei unebenem Gelande mit den Fuessen manchmal nicht ordentlich zum Boden. Einmal kippt mir die Maschine deswegen, als ein Stein unterm Rad wegrutscht - ich bleibe zwar stehen und kann sie ordentlich ablegen, stolpere dann aber und zertrete dabei meinen Spiegel. Klasse! Drauftreten ist wohl ein eher unuebliches Ende fuer einen Motorradspiegel... ;)

Die Orientierung wird im Laufe des Tages nicht einfacher. Wir fragen zwar jeden, den wir treffen, doch meistens gibt es sprachliche Barrieren oder die Auskuenfte sind schlicht falsch. Derweil neigt sich meine Tankfuellung bedenklich dem Ende. Zum Glueck kann ich bei einem Haus wenigstens einen Liter Benzin bekommen.
Als wir nach mehreren Stunden kurz davor sind, komplett umzudrehen und den Weg zurueck zu fahren, sagt uns einer, dass es nur noch 7 km bis nach Mae Sa, einem Ort an der Hauptstrasse, seien. Koennten wir garnicht verfehlen, immer diesem Weg hier folgen!
Und tatsaechlich, die Piste wird immer besser und wir erreichen recht bald den Ort. Ich habe mich glaube ich noch nie so gefreut, wieder ein Strassenschild zu sehen! :D

Mein persoenliches Fazit der Tour: 9 h, 110 km (ich wusste gar nicht, dass man ueber mehrere Stunden hinweg nur im ersten Gang fahren kann ;), ein zertretener Spiegel und eine verschmorte Hose (bei 10 km/h klappt das mit der Lufkuehlung wohl nicht mehr so ganz...).

Weil ich Sorge habe, dass mir mein Verleih Unsummen fuer den zerbrochenen Spiegel kassiert, frage ich in meinem Guesthouse nach einer Werkstaette. Kein Problem, die Thai von der Rezeption schwingt sich hinten auf die Enduro (natuerlich ohne Helm...) und lotst mich durch die Strassen Chiang Mais zu einer kleinen Werkstaette. Sie redet kurz mit dem Mechaniker - in wenigen Minuten habe ich zwei neue Spiegel (muss ja schliesslich zusammenpassen) und zahle dafuer - 80 Baht. Ein Euro pro Spiegel! Mal wieder wird mir klar, wie billig Thailand eigentlich wirklich sein muss, wenn man Thai ist und kein bloeder Farang.

Als ich am naechsten Tag noch ein wenig durch die Strassen laufe, um mir die Zeit bis zur Abfahrt des Zugs zu vertreiben, haelt ploetzlich ein Rollerfahrer neben mir - offensichtlich ein Westler. "Do you speak English?"
Natuerlich tue ich das, und er gibt sich sehr erleichtert. Gestern Abend sei ihm sein Geldbeutel mit seinen Kreditkarten abhanden gekommen - er braeuchte Geld um bei seiner Bank in Griechenland anzurufen, die Karten sperren zu lassen und sich Geld per Western Union zusenden zu lassen. Ob ich ihm nicht was leihen koennte? Er waere in einer Stunde wieder an meinem Guesthouse und wuerde mich dann auch zum Bahnhof fahren. Um mich zu ueberzeugen zeigt er mir ganz kurz auch einen - sehr seltsamen - EU Fuehrerschein...

Ich bin recht skeptisch, will aber auch nicht sofort abhauen... kann ja sein, dass er wirklich Hilfe braucht. Ich biete ihm also an, die Runde mit zu fahren, dann koennte er mir das Geld dann gleich wieder geben. Aber nein, das sei nicht moeglich, ich haette ja keinen Helm, das wuerde die Polizei kontrollieren! Ich muss mich zurueckhalten, um ihn nicht direkt auszulachen ;) Ausserdem waere das endlos Papierkram bei Western Union, da wolle ich doch sicher nicht mit....
Ich meine nur, dass das alles kein Problem sei und setze mich hinten auf den Roller. Nach ein paar Metern haelt er an, und sobald ich abgestiegen bin, ruft er mir ein lautes "Fuck you!" zu und tuckert davon.

Haben die Griechen jetzt schon so wenig Kohle, dass sie selbst in Thailand Leute abzocken muessen? 

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